Streitschrift für Anarchosyndikalismus, Unionismus und revolutionären Syndikalismus

Deutsche Anarchisten in den USA

 

Deutsche Anarchisten in den USA:

Agitatoren und Verleger

nastunclesamDie „Alternativen“ für die europäischen Anarchisten in den Vereinigten Staaten (USA)
Ausweisung oder Galgen

Hier erscheint in lockerer Folge Material zu den deutschen Anarchisten, die in die USA nach 1860 auswanderten und hier für ihre Ideen kämpften und starben. Es handelt sich Texte und Dokumente, die auch in dem in Arbeit befindlichem Buch Die ‚deutsche‘ Emma Goldmann später erscheinen werden (Ende 2016/Frühjahr 2017).

Aldolph Fischer

(* 1858 in Bremen –11. November 1887 in Chicago)
deutsch-amerikanischer Anarchosyndikalist, nach der Haymarket-Tragödie am 4. Mai 1886 zusammen mit Georg Engel (* 15.  April 1836 in Kassel), Albert Richard Parsons (20. Juni 1848 in Montgomery, Alabama) und August Vincent Theodore Spies (* 10. Dezember 1855 in Landeckerberg in Hessen; Herausgeber der deutsprachigen Chicagoer Arbeiter-Zeitung) am Galgen am 11. November 1887 in Chicago ermordet.

Louis Lingg (* 9. September 1864 in Mannheim) beging in seiner Zelle in der Nacht vor der Hinrichtung Selbstmord durch eine mit Dynamit präparierten Zigarre, die sein Gesicht zerfetzte, er starb qualvoll erst nach Stunden.

Adolph Fischer

 

Die Hinrichtung

 

Zum groben Michel, New York 1891 «Bier und Revolution!» Die Anarcho-Kneipe Zum Groben Michel in New York (Harper’s Weekly, 20. August 1892) – Inhaber Justus Schwab. Motto der Kneipe: Thu‘ des Maul nit unnütz auf, Red‘ was Geistreich’s oder sauf.
Schwabs Kneipe 1898-Anzeige in St.KleinDeutschland-NY-2Kleindeutschland in New York am East River vor der Jahrhundertwende 1900.

 

Johann Most

(* 5. Februar 1846 in Ausgburg – † 17. März 1906 in Cincinnati)
„Freiheit“, New York und Buffalo

Herr Most spricht heute abendUS-Zeitungshetze:
«Die Wahrheit verunglimpft durch die Anarchisten … Herr Most spricht heute Abend.»

Johann Most um 1900

 

Robert Reitzel

(* 27. Januar 1849 in Weitenau – † 31. März 1898 in Detroit)
Der arme Teufel„, Detroit

 

 

Claus Timmermann

(* 1866 bei Bad Bramstedt – † 1941 in Ellenville, NY)
„Der Anarchist“, „Sturmvogel“ und „Die Brandfackel“, St. Louis und New York

Claus Timmermann, in Schleswig-Holstein geboren, emigrierte um 1883 in die Vereinigten Staaten. In St. Louis ist er zumindest an der anarchistischen Zeitschrift Die Parole zwischen 1884-1891 beteiligt (Herausgeber: Joseph J. Reifgräber), danach bearbeitet und veröffentlicht er seine erste Zeitschrift, Der Anarchist, von 1889-1891. Im Sommer 1891 beendete er diese Tätigkeit und ging nach New York. Während des Homestead-Streiks vom 30. Juni bis 6. Juli 1892 in Homestead, der einer der massivsten Arbeitskämpfe der US-Geschichte war, arbeitete er eng mit Emma Goldmann und Alexander Berkman zusammen. Als glänzender Propagandist war es er vermutlich, der ihr Manifest Labor Awakens (deutsch: Die Arbeit erwacht) verfasst hat. Timmermann wurde am 1. September 1893 vor Gericht gestellt und wegen Anstiftung des Aufstandes am Union Square zu 6 Monaten Haft verurteilt. Die politische Zusammenkunft am Union Square hatte auch zu Emma Goldmans Verhaftung, Verurteilung und Gefängnisaufenthalt geführt. In New York war er Herausgeber der Zeitschriften Die Brandfackel (1893–1894) und Der Sturmvogel (1897–1899).

Er arbeitete als Tellerwäscher in einer Pension in Ellenville, New York. Später dann als Schreiner in Camp Greylock in Massachusetts. Hier verstarb er 1941.

„Ein glühender deutscher Anarchist … Er hatte erhebliche poetisches Talent und schrieb kraftvolle Propaganda … Er war ein sympathischer Kerl und ganz vertrauenswürdig, obwohl ein erheblicher Trinker“.
Mein Leben. Emma Goldman

Brandfackel-Logo

Sturmesdrang

Unter der Bezeichnung „Die Brandfackel“ tritt hiermit ein neues anarchistisches Organ in’s Vordertreffen. Wohl mag dasselbe einen schweren Stand haben, indem es dessen Aufgabe sein soll, überall hinzuleuchten und zündende Funken zu senden, wo Finsterniss herrscht und es morsches Holz den lustig prasselnden Flammen zu überliefern gibt. Wohl mag sich nicht nur der eingefleischte Reaktionär und Philister über die Tendenzen dieser Schrift entsetzen, sondern auch Mancher aus den fortschrittlichen Reihen die Nase rümpfen und darüber in Harnisch gerathen, indem dieselbe unbekümmert allen Parteien und ihren Größen resp. Papsten ihren Pfad gehen und Vielen zu beseitigen suchen wird, was unter diesen noch für heilig und unantastbar gilt. Schreiber dieses will nicht den alten Schwindel mitmachen, selbst wenn derselbe in modernisirter Form auftreten sollte, sondern er sagt sich: Mögen sich die mit Freiheits-Phrasen vollgepfropften Spiesser wohlbehaglich zu Tisch Bötzen, Parteiklatsch treiben und mit stereotypen Redensarten sich gegenseitig langweilen, dass die „Menschenhunde“ dabei einschlafen — mir sind sie zum Ekel. Ich lobe mir dahingegen Jeden, der keck hinzutritt und den Philister-Genossen, diesen Freiheits-Helden von der Pertei-Zunft in die abgestandene Suppe schlägt, dass ihnen das Gesicht bespritzt wird und die dicken Klösse der Dummheit und Hinterlist in die Luft herumfliegen. Heil jenen Einzelnen.

Nieder mit allem Heerdenwesen!

Genosse Berkmann, mit dem bereits kürzere Zeit vor seinem Gang nach Pittsburg dieses Unternehmen gemeinsam projektirt war, sendet aus „seiner“ modernen Bastille seine herzlichsten Glückwünsehe. Da die Ausführung des Projektes durch Umstande verzögert, wurde, jedoch trotzalledem und alledem in Erfüllung ging, wird dasselbe ihm jetzt hinter finsteren Kerkermauern eine doppelte Freude und Genugthuung verschaffen und ich widme ihm als Freund und Genossen speziell diese erste Nummer.

Möge „Die Brandfackel“ vielen Unterdrückten Licht spenden und zündend die Bollwerke der Reaktion treffen, ein gut Theil Lüge und Vorurtheil vernichten, bis endlich, von allen Seiten unterminirt und angesteckt, der verfaulte, jedoch noch imponirende Bau der Tyrannei in Flammen aufgeht und in Schutt und Asche verwandelt wird, denn „die Freiheit segnet nur bei Flammenschein, bei Sturmesglockenklang die Völker ein“. Auf den Trümmern aber wird sich ein neues und freies Geschlecht erheben, dass an die Knechtschaft und Leiden unserer Tage nur mit Grauen denken wird.

  • Die Brandfackel, Heft 1, Juli 1893 (S. 3)

Emma Goldmann

(* 15. Juni/27. Juni 1869 in Kowno, Litauen – 14. Mai 1940 in Toronto, Kanada)

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Polizeifoto von 1893

In der US-Presse wurde Emma mal als „Anarchistin vom übelsten Schlage“ (“anarchist of the worst type”) hingestellt, die in einem dreckigen Loch in der 340 Fifth Avenue leben würde (New York World, 1892), als „Hohepriesterin der Anarchie” (NYW, 1897) oder später als „faltige, häßliche russische Frau“ („wrinkled, ugly Russian woman”) (New York World, 14.9.1901).

Carl Nold

Carl Nold

Johann Sebastian Trunk

(* 1. November 1850 in Breitenbach –  4. Juni 1933 in Geraldine, Neuseeland)

Trunk

 

Max Baginski

(* 1864 in Bartenstein in Ostpreußen – † 24. November 1943 New York City)
„Sturmglocke“, Chicago und „Freiheit“, „Mother Earth“ New York, 1914 gibt er die erste Ausgabe seiner „Internationalen Arbeiter-Chronik“ heraus (30. März 1914).

baginski_maxMillie (Schwester von George Schumm) und Max Baginski, 1911

Josef Peukert

(* 22. Januar 1855 in Albrechtsdorf, Österreich; † 3. März 1910 in Chicago)
Der Rebell„, Genf/London, „Die Autonomie„, London und „Der Anarchist„, New York

derAnarchistTitelkopf Der Anarchist, nachdem Claus Timmermann die Zeitung an Peukert und seine Genossen abgegeben hatte.

 

• Literatur: Josef Peukert – Erinnerungen eines Proletariers aus der revolutionären Arbeiterbewegung, 1910

 

 

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